1954. Der Wettbewerb “Die schönsten deutschen Bücher” geht ins 4. Jahr. - Uns in der Bundesrepublik geht es zunehmend besser. Der Wirtschaftsaufschwung geht weiter. Die Londoner und Pariser Konferenzen festigen die Westbindung der jungen Bonner Republik und geben ihr in diesem Rahmen einen großen Teil Souveränität.
Die Bücher werden zunehmend großformatig und reichhaltig illustriert. Wirtschaftsthemen wie “Industrie-Design” erobern sich ihren Platz. Gleichzeitig kommen opulente Kunstbände auf den Markt wie die Pionierarbeit über Paul Klee. Aber nicht nur das künstlerische Erbe wird weiter erforscht und publiziert. Nein, wo in den ersten Jahren des Wettbewerbs noch unkritisch bzw. unwissend immer mal wieder NS-belastete Autoren auftauchten, drängen nun die ersten bedeutenden Untersuchungen über den Widerstand gegen das NS-System in die Öffentlichkeit. Es handelt sich um bahnbrechende Arbeiten. Tatsächlich fing also auch in der Öffentlichkeit die Beschäftigung mit dem Widerstand nicht in den 60er Jahren an, wie oft behauptet wird, sondern schon Mitte der 50er Jahre.
Die schönsten Bücher des Jahres 1954 (Auswahlheft)
Das Heft erscheint weiterhin im Taschenbuchformat, diesmal mit einem Einband aus angenehm griffiger, weicher, hell-lindgrüner und edel wirkender Pappe. Die Schrift ist Aldus aus der Linotype. Die Typographie wurde eigens vom legendären Hermann Zapf gestaltet. In der Schrift taucht nach 1952 wieder Farbe auf: Titel der Bücher und Numerierung sind rot hervorgehoben.
Das Vorwort, diesmal von Georg Kurt Schauer (Verein deutscher Schriftgießereien), gibt wie immer einen interessanten Einblick in die Geschichte der Buchproduktion. So waren die 50er Jahre wohl die Zeit, als der Maschinensatz anfing, gleichberechtigt neben den Handsatz zu treten.
Jeder Auswahlband soll sich in der Gestaltung von den vorhergehenden unterscheiden. Dies wurde im Laufe von Jahrzehnten eine schwierige Aufgabe, unter deren Erfüllung mehr als ein Mal die Übersichtlichkeit und Lesbarkeit des Layouts leiden sollte.
Ansätze dazu erkennt man schon in den Anfangsjahren des Wettbewerbs, wie 1954. Denn kursiver Schnitt einer Schrift dient eigentlich der Hervorhebung von Textstellen. Hier ist aber nun die gesamte Detailbeschreibung der prämierten Bücher kursiv und auch relativ klein gesetzt.
Die Abbildungen der wieder 50 ausgewählten Bücher sind nun teilweise übereinandergelegt (etwas, was heute jedes Kind am Computer kann, damals aber wohl eine anspruchsvolle Aufgabe) und grau hinterlegt.
Viel Literarisches wurde ausgewählt wie Dramen, Sonette, Gedichte sowie Briefe von berühmten Menschen. Die Klassische Moderne wurde wieder aufgenommen (Maurier, Lorca), aber man findet auch die Antike (Perikles). Die Insel Bücherei erhielt erneut eine Reihenprämierung.
Zum ersten Mal ist das Thema „Widerstand gegen den Nationalsozialismus” vertreten, und dies mit gleich zwei Werken.
Annedore Leber, die Frau des bekannten Widerstands-
kämpfers Julius Leber, hat zusammen mit Willy Brandt und Karl Dietrich Bracher den Band Das Gewissen steht auf. Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand von 1933 – 1945 herausgegeben, in den 64 Kurzbiographien aufgenommen wurden. Die Personen sind in Gruppen zusammengefasst wie Jugendliche, Lehrende, Offiziere usw. Dabei sind Motive und Lebensläufe ganz unterschiedlich. Es gibt den Studenten, der unbedacht über Nationalismus und Militarismus schimpft und sich tags drauf in der Todeszelle wiederfindet, aus der es kein Entrinnen für ihn geben wird. Ergreifend zum Beispiel die Aufzeichnungen des 26jährigen, aus einer Allgäuer Bauernfamilie stammenden Leutnants Michael Kitzelmann, der aus der Festungshaft in einer zentralrussischen, im Nirgendwo liegenden Haftanstalt schreibt: „Von unbeschreiblichem Heimweh ist mein Herz zerwühlt, dieses Weh übersteigt alle anderen Kümmernisse. Die ferne, liebe, schöne Heimat; niemals wirst du sie wiedersehen, das liebe Elternhaus, der Garten davor, die vielen Obstbäume, die grünen Wiesen und die rauschenden Wälder rundum, das stille Pfarrkirchlein im Argental, den Kranz der nahen Berge. Ein Gottesgarten, ein halber Himmel bist du auf dieser leidvollen Welt...”
Und da sind die politisch überzeugten Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen, Konservative, die Pläne und Konzepte hatten – die alle nicht aufgingen.
Gerade die Jugendlichen, die in dieser Zeit durch die Hölle des Krieges gingen oder als Gefangene und Opfer im KZ saßen – wie wäre ihnen wohl das behütete und allem materiellen Überfluss ergebene Leben gleichaltriger deutscher Jungs und Mädels im Jahre 2014, nur 70 Jahre später (historisch ein Wimpernschlag), vorgekommen? Sicher als unbeschreibliches Paradies, wie es die Menschen auch nicht in 1000 Jahren erreichen würden...
Es gibt auch geradezu Prophetisches, tief Berührendes wie das Zitat eines Mitarbeiters des Berliner Widerstandes im Januar 1945: „Wir wollen neu beginnen! Wahrhaftig, Der Boden wird noch ein letztes Mal umgepflügt, um für eine neue gute Saat bereit zu sein. Es wird – oh, es wird.” -- Dieser Band sollte Bestandteil von jedem Geschichtsunterricht über den “Nationalsozialismus” sein!
Und dann ist da die Monographie von Gerhard Ritter: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. Hier haben wir wohl die erste gründliche historische Biographie über einen der führenden Köpfe des Widerstandes. Carl Goerdeler, Oberbürgermeister von Leipzig, stand für die rechtskonservative Gruppierung im Widerstand. Die akribische Untersuchung widmet sich nicht nur der Person Goerdeler und ihren Motiven, sondern der gesamten Bewegung gegen die NS-Diktatur.
Man widmet sich in der Jury des Wettbewerbs auch erneut der Kunst und wählt aus: Will Grohmann: Paul Klee.
Es handelt sich um einen voluminösen und in jeder Hinsicht schwergewichtigen Band, der damals in Gestaltung, Aufmachung und analytischer Durchdringung seines Themas auf Jahre hinaus Maßstäbe setzte. Wie weit die NS-Diktatur auch in der Kunst und Buchproduktion die Entwicklung zurückgeworfen hat, wird daran deutlich, dass diese Monographie ursprünglich schon 20 Jahre früher geplant war.
Viele weitere Kunstbücher stehen auf der Liste, erstmals auch Cartoons (Saul Steinberg).
Geographisch gerät Afrika in den Blickpunkt, wenn auch eher folkloristisch angehaucht („Schwarzer Orpheus”). Das Zeitalter der Entkolonialisierung sollte erst beginnen.
Der Wettbewerb zeichnete sich von Anfang an darin aus,
nicht nur „schöngeistige” Bücher aufzunehmen. Vielmehr wird ein denkbar breites Spektrum an Richtungen und Wissensgebieten abgedeckt. Ein Beispiel ist:
Wilhelm Braun-Feldweg: Normen und Formen industrieller Produktion, eine Publikation, in der die Grundlagen des Industriedesigns entwickelt werden. Zeitgeschichtlicher Hintergrund ist die in den 50er Jahren wieder hervortretende und sich verstärkende Orientierung
der deutschen Industrie am Weltmarkt, worauf gleich im Vorwort hingewiesen wird, sowie der Vorsprung, den die amerikanische und englische Industrie offenbar in der Formgebung (heute: “Design”) errungen hatte.
Namen wie Braun und Porsche kommen einem sofort in den Sinn – Legenden der deutschen Industrie. Frappierend die Abb. Nr. 2, die (1954!) als Negativ-Beispiel aufgeführt wird: ein Windrad, bei dem „die mechanischen Funktionselemente allein Bau und äußere Erscheinung bestimmen.” Schlagartig wird klar, wie weit wir uns bei der ideologisch motivierten „Energiewende” nicht nur von Sinn und Verstand entfernen, sondern auch von jeglichem ästhetischem Anspruch, den wir uns bereits einmal in der Industrie erarbeitet hatten. – Ich ergatterte übrigens bei einem Ebay-Anbieter ein so gut wie unbenutztes Buch zu einem äußerst günstigen Preis – also so, wie Ebay früher einmal war.
Weiterhin wurde vor dem Hintergrund des weiteren zügigen Ausbaus der bundesdeutschen Infrastruktur mit
Hans Möll: Spannbeton der erste Band der neuen Reihe “Technik von heute” aufgenommen. Offenbar werden nicht nur Spannbeton-Brücken, sondern auch -Bücher äußerst sorgfältig hergestellt. Ob die Lektüre wiederum spannend ist, mag subjektiv unterschiedlich sein. Interessant war es auf alle Fälle, in dem außergewöhnlich gut dokumentierten Band zu blättern. Es wird auch eine Brücke über die Lahn dargestellt (Balduinstein).
Im ganzen Reigen der Wissenschaften (Mathematik, gar BWL, Medizin, viel Theologie) hält auch die Biologie Einzug mit dem Naturführer von Gottfried Amann: Bäume und Sträucher des Waldes. Professor Amann „gehörte zu den wenigen bayerischen Forstleuten, die nicht Mitglied der NSDAP wurden”. Es handelt sich um ein ganz herrliches Bändchen („Gesamtauflage in Höhe von 500.000 Exemplaren; die 17. Auflage erschien im Jahr 2004”) mit einer Seitengestaltung, die man auch heute noch als sehr aufwendig bezeichnen würde. Durchgesetzt hat sich das Anschneiden der Seiten aber nicht. Und dass jeweils Blüten, Früchte, Blätter und Zweige der verschiedensten Bäume artenübergreifend nebeneinandergestellt werden, anstatt jeweils eine komplette Baumart in ihren Erscheinungsformen abzubilden, ist Geschmackssache. Optisch macht es so auf alle Fälle etwas her. Der Band beweist mal wieder, dass man mit einem gemalten Führer besser bestimmen kann als mit einem fotografierten. Kunstmaler Paul Richter hat überragende Arbeit geleistet und sollte als zweiter Autor genannt werden. – Wie weit wir 1954 in der Zeit zurückliegen, erkennt man zum Beispiel daran, dass Insekten hier als „Kerfe” bezeichnet werden oder auch an einer Ausdrucksweise, die man heute vielleicht als naive Kindersprache bezeichnen würde:
„Möge es dem Büchlein vergönnt sein, in manchem Leser, dem der Sinn nicht nur nach dem Materiellen steht, Verständnis, Liebe, Ehrfurcht und darüber hinaus Schutzbereitschaft zu wecken gegenüber den erdverbundenen, stummen, von Menschen, Tieren und Naturgewalten oft hart bedrängten Geschöpfen, den anmutigen Sträuchern und den in ihrer Pracht und Größe oft überwältigenden Bäumen des Waldes.” Heute müsste allem ein wissenschaftliches oder ideologisches Konzept vorangestellt und im Vorwort der „Nachhaltigkeit” gefrönt werden. 1954 gab es noch Natur um den Zauber der Natur willen und nicht nur zweckbestimmt.
Eine Rolle bei den schönsten Büchern spielt wiederum das Kunsthandwerk, und zunehmend geht es um Wohnungs-
einrichtungen (Möbel, Porzellan), ein Zeichen zunehmenden Wohlstandes.
Und dann ist das Bildungsbürgertum auch soweit, dass es sich wieder ausgiebig den schöngeistigen Dingen widmen konnte: Max Niehaus: Ballett oder Elisabeth Brock-Sulzer: Theater. Schließlich gibt es auch noch einen Band über Rosen.
Erneut sind auch mehrere Kinderbücher vertreten, heute selbst in bescheidenem Zustand antiquarisch teils extrem hoch gehandelt. In dieser Kategorie taucht auch das erste Mal die Büchergilde Gutenberg auf, welche auf der Auswahlliste noch oft folgen sollte.
Am Ende der Kataloge stehen in diesen Jahren immer einige meist nicht im Handel erschienene Bücher für Kenner und für Fachleute in den Druckereien.
Diesmal wurde unter anderem ein sehr hübsches und auch nachdenklich machendes Büchlein der Bauerschen Gießerei in Frankfurt ausgewählt: Jahreszahlen, zusammengestellt von Konrad F. Bauer.
Im Verfahren der Strichätzung (auch Radierung genannt) werden 105 Jahreszahlen aus dem Zeitraum von 1235 (also etwa ab der Zeit, als sich die arabischen Zahlen zu verbreiten begannen) bis 1954 wiedergegeben. Die Jahreszahlen entstammen etwa Gebäuden, Gemälden oder Dokumenten.
Nicht nur die unterschiedliche Schreibweise ist interessant und sagt einem so manches über Geschichte und Vergänglichkeit. Bezeichnend ist auch, wie mit der Industrialisierung eine Standardisierung einsetze, die Kreativität und Schönheit zum Erliegen brachte.
Der Wettbewerb in der DDR
Spiegel Deutscher Buchkunst 1954
Inkl.: Die schönsten Bücher 1953/54
Die DDR gönnte sich für ihren “Spiegel deutscher Buchkunst” eine gebundene Ausgabe, die zum Standard für die nächsten Jahre werden sollte. Ab dem Berichtsjahr 1954 erschien der Auswahlband mit einem Leineneinband. Nicht nur die Aufmachung, auch der Umfang stellte mit rund 130 Seiten die BRD und Österreich in den Schatten.
Die Liste der “schönsten Bücher” der DDR erschien auch jährlich noch parallel in broschierter Form mit weniger Textbeiträgen.
Aus den Vorworten sind die ärgsten stalinistischen Exzesse verschwunden – wie Stalin selbst auch. Dennoch hält man, nur in stark abgemilderter Tonlage, am „sozialistischen Realismus” in der Buchproduktion fest. In weiter bestehender ideologischer Verblendung wird eine „marxistisch-
leninistische Ästhetik” für die Buchgestaltung propagiert. Diese treibt solche Blüten, dass allen Ernstes wieder die Fraktur-Schrift gefördert wird, die ja schon dem „jungen Bürgertum” in der Renaissance und in den „Glaubens- und Bauernkriegen” gedient habe. Diese „kulturpolitische Verantwortung” werde auch „im Westen unseres Vaterlandes verstanden”. Tatsächlich war der wohlverdiente Untergang der Fraktur nicht mehr aufzuhalten.
Bei den 30 ausgezeichneten Büchern stehen politische Werke nicht mehr im Vordergrund, wenn auch die Liste betulich angeführt wird von: „W. I. Lenin: Zur nationalen Frage”.
Es wurden wie im Westen mehrere Kinderbücher ausgezeichnet (es gab auch einen eigenen „Kinderbuch-
verlag”). Erstaunlich und nicht dem geläufigen Klischee entsprechend ist, dass auch zwei religiöse Werke unter den Preisträgern waren: zum einen „Die Thesen des Christlichen Realismus” der pro-stalinistischen Ost-CDU sowie „Das Neue Testament und die Psalmen” des Verlages „Evangelische Hauptbibelgesellschaft”. Aber die Reformation wurde ja auch als Bestandteil der „frühbürgerlichen Revolution” aufgefasst.
Jedes einzelne Werk wird in großer Ausführlichkeit besprochen und bewertet, und dies in aller Regel sehr sachlich. Grundsätzliche Erörterungen einzelner Gestaltungsmerkmale, kritische Anmerkungen zur Produktion einzelner Verlage sowie ein Fachaufsatz des Journalisten Walter Richter zur „Sammlung künstlerischer Drucke” in Leipzig runden das Buch ab. Die großformatigen Abbildungen haben einen eigenen Teil, da sie auf besserem Papier gedruckt wurden, und werden bei der Paginierung ausgelassen.
E. T. A. Hoffmann: Nußknacker und Mäusekönig
Dieses illustrierte Kinderbuch, für das der Originaltext restauriert wurde, war ein deutsch-französisch-polnisches Gemeinschaftsprojekt. Gedruckt wurde in der “Staatlichen Wertpapierfabrik Warzsawa”!
Ein Teil der Auflage des französischen Partners, des bekannten Flammarion-Verlages, wurde für Westdeutschland produziert, so dass die Jury dem Buch “als Kulturdokument der deutsch-französischen Annäherung besondere Bedeutung” zuspricht. (Interessant dabei ist, dass man quasi von einem Deutschland ausgeht.) Der Élysée-Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich wurde dann rund 10 Jahre später unterzeichnet.
Die großformatigen, teils doppelseitigen Gouache-
Illustrationen der französischen Künstlerin Adrienne Ségur machen den besonderen Reiz des Buches aus. Die Jury empfand die Bilder aber “in den dekorativen und ornamentalen Elementen etwas zu subtil” – gemeint ist wohl für Kinder. Ansichtssache. Adrienne Ségur malte eben in professioneller Qualität.
Bedauerlicherweise sind die Illustrationen sehr blass gedruckt worden – vielleicht war das damals auf dem verwendeten normalen Papier nicht anders möglich. Wie die Originale von der Farbigkeit her ausgesehen haben könnten, kann man bei Artpassions.net sehen. Auf die Links unter “Nußknacker und Mäusekönig” klicken.
Ein Blick nach Österreich
Die schönsten Bücher Österreichs 1954
Der Österreichische Verlegerverband hat eine hübsche, schmale Broschüre herausgebracht, in der neun von 66 eingereichten Büchern vorgestellt werden.
Auf je einer Doppelseite werden bibliographische Angaben und mehrere Ansichten des Buches gegenübergestellt.
Eindeutiger Schwerpunkt sind Foto- und Kunstbände.
Stefan Kruckenhauser: Verborgene Schönheit
Stefan Kruckenhauser war eine der Persönlichkeiten, die
gleich auf zwei Gebieten Herausragendes leisten. Der Österreicher (aber in München geboren!) erfand das
“Wedeln” als neue Ski-Technik. Und er war mit der Leica unterwegs und veröffentlichte ab den 30er Jahren Fotobände, die als Pionierarbeiten angesehen wurden.
Der vorliegende Band, der von den österreichischen Juroren ausgewählt wurde, erzielt mit der Leica und Teleobjektiven Effekte, die gerade zur Erstauflage 1938 wohl kaum öfters so gesehen worden waren. Das Titelbild ist typisch dafür. Die durch die lange Brennweite geraffte Perspektive lässt die Bauwerke dramatisch vor die Berge rücken.
Fachleute waren begeistert, was man aus dem Kleinbildformat herausholen konnte. Dieser Detailreichtum und eine solche Durchzeichnung waren bislang Mittel- und Großformat vorbehalten gewesen. Damit konnte sich aber der Skifahrer Stefan Kruckenhauser nicht so gut in den Bergen bewegen.
...was macht die Schweiz?
Die schönsten Schweizer Bücher 1954
Die Schweiz präsentierte in ihrem hübschen und sehr gut illustrierten Katalog das Ergebnis des Wettbewerbs für 1954.
Aus 161 eingereichten Titeln wurden in einem mehrstufigen Verfahren 28 Bücher ausgewählt, davon 21 in deutscher und 7 in französischer Sprache.
Die Jury konstatierte ein “außerordentlich gestiegenes Ausstattungsniveau des Schweizer Buches”.
Die Auswahl ist weiterhin sehr vielfältig und wiederum ist der prämiierte Band des Schweizer Architekten Le Corbusier (“Une petite maison”) im antiquarischen Handel nicht bezahlbar.
Marcel Joray / Jean Chausee: Visages du Jura
Ein hübsch gemachtes Buch, das die Kulturlandschaft des Jura vorstellt. Nach dem Text von Marcel Joray folgen zahlreiche, in der Regel gelungene Fotografien, zwar etwas blass reproduziert, aber mit fein durchzeichneten Grautönen, die die Landschaft und Siedlungen der Region des Schweizerischen Jura zeigen. Der Chronist hatte selbst die Gelegenheit, bei einer Bahnfahrt am Fluss Doubs entlang die beeindruckend schöne Landschaft des (französischen) Jura zu bewundern.
Marcel Joray (1910–1996)
brachte in der populären Reihe “Trésor de mon pays” insgesamt 167 Titel heraus. Jotay hatte in Botanik promoviert und arbeitete als Lehrer, bevor er den Verlag “Èditions du Griffon” gründete. Bekannt wurde er auch durch die Förderung des Künstlers Victor Vasarely, des Mitbegründers der
Op-Art.
Bild: www.filago.ch
Ein genialer Schachzug des Herausgebers war es, für die Vignette des Titelblattes den hervorragenden, auch aus dem Jura stammenden Künstler Jean-François Comment (1919–2002) zu gewinnen.
Bild (1956): www.jfcomment.com
Marcel Joray gab auch die die Reihe “L’Art Suisse Contemporain” heraus, in der er junge Künstler vorstellte.
Als 9. Ausgabe, ebenfalls als eines der “schönsten Schweizer Bücher” gewürdigt, erschien 1954 eine aufwendig gestaltete Mappe mit acht eingehängten Karten. Das abgebildete Exemplar ist die Nr. 477 von immerhin 1000.
Hochgeladen am 14. August 2014; zuletzt aktualisiert am 24. Juli 2023.
Die auf dieser Seite vorgestellten Bücher wurden unter anderem geliefert von: Celler Versandantiquariat (Auswahlheft), Versandantiquariat Matthias Neumann (Goerdeler), Oldenburger Antiquariat (Paul Klee), Antiquariat Buchhesse (Bäume und Sträucher), Bücher-Berg (Theater) und Wissenschaftliches Antiquariat Heinz Buschulte (Ballett), Antiquariat an der Moritzburg, Halle
(Auswahlheft DDR), Antiquariat Mackensen & Niemann, Berlin (E. T. A. Hoffmann), Antiquariat Wegner (Auswahlheft Österreich),
Bücher von Matt Stans (Jura), Bouquinerie du Varis, Russy (Comment).