Das Jahr der Revolte. 1968 steht oft synonym für die 60er Jahre. Viele Entwicklungen kulminierten in diesem Jahr, vor allem politisch. In der Bundesrepublik wurden die Notstandsgesetze verabschiedet, was zu einer Radikalisierung der Studentenbewegung führte. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund SDS hatte 1968 den höchsten Mitgliederstand, wenn auch die Richtungskämpfe eskalierten. Die charismatische Führungsfigur des SDS und der APO, Rudi Dutschke, wurde bei einem Attentat im Mai 1968 schwer verletzt.
Studenten und streikende Arbeiter legten beim “Roten Mai” Paris lahm und brachten Frankreich an den Rand eines Bürgerkrieges. – Der Vietnam-Krieg erreichte mit der Tet-Offensive eine neue Stufe des Schreckens. Es fiel der berüchtigte Satz eines amerikanischen Befehlshabers: „Wir mussten die Ortschaft Ben Tre zerstören, um sie zu retten.” – Im August 1968 marschierten eine halbe Million Soldaten des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei ein und beendeten mit dem “Prager Frühling” den Traum eines demokratischen Sozialismus.
Beim Sport verfolgten Millionen Fernsehzuschauer begeistert die Olympischen Spiele in der Höhenluft von Mexiko, wo Bob Beamon 8,90 m weit sprang und schwarze Athleten bei der Siegerehrung den Black-Power-Gruß zeigten. Bei den Winterspielen in Grenoble überragte Jean-Claude Killy.
Was passierte in der Kultur? Deutschland hielt bei den freizügigen Bildern aus der Kommune 1, die Uschi Obermaier zu einem Star machten, den Atem an. In der Welt des Films machte Stanley Kubricks futuristisches Epos “2001: Odyssee im Weltraum” Furore. Es gab Kinos, wo der Film noch 10 Jahre später wöchentlich auf dem Programm stand.
Auf dem Buchmarkt merkt man im Vergleich der vier Länder BRD, DDR, Österreich und Schweiz zum ersten Mal deutlich, dass die DDR kulturell zurückfiel. Alles, was sich jetzt im Westen kulturell abspielte (Stichwörter wie "Gegenwartskunst", "Libertinage"), aber auch die erheblichen finanziellen Ressourcen, die jetzt in die immer aufwendigere Buchgestaltung flossen, da konnte das staatlich kontrollierte Kulturleben der DDR nicht mehr mithalten.
Die schönsten deutschen Bücher 1968 (Auswahlheft)
Die Aufmachung des Auswahlkataloges und Arbeit der Jury stehen ganz im Zeichen der Zeit.
Das Heft hat einen Leinenumschlag, der einer abgewetzten Jeans nachempfunden ist.
Die Jury wird nun von einem kollektiven Dreiervorstand geleitet. Im Vorwort von Hans Peter Willberg (1930-2003), gerade 1968 zum Geschäftsführer der Stiftung Buchkunst ernannt, wird die große Bandbreite der Preisträger hervorgehoben, zu der auch „experimentierendes Spiel mit der Form” und „unbekümmertes Drauflosdrucken” gehören würden – vor wenigen Jahren noch undenkbar, dass sowas honoriert worden wäre.
62 Bücher wurden aus den Einsendungen ausgewählt. Die Prüfung ist kostenpflichtig, was erstmals erwähnt wird.
Auch sonst gibt es etwas mehr Transparenz. Erstmals werden Kriterien in Form von „Hinweisen” ausführlicher aufgeführt. „Alle Details”, die bei der Prüfung berücksichtigt werden, könnten „natürlich nicht” genannt werden. Warum eigentlich nicht? Auch Besprechungen der einzelnen Bände gibt es nach wie vor nicht.
Immerhin wird offen zugegeben, dass es „harte Diskussionen und krasse Meinungsverschiedenheiten” gab. Letztlich drehte es sich darum, ob man aus dem bisher verbindlichen Kanon der Buchgestaltung ausbrechen durfte und inwieweit es noch feste Maßstäbe gab, mit denen „Experimente” beurteilt werden dürfen.
Bei den Preisträgern macht sich eine ungute Tendenz bemerkbar. Skurriles, Unsinniges, Ordinäres und Obszönes gewinnen Raum. Lächerliche dadaistische Experimente mit Sprache und Satzspiegel erscheinen der Mehrheit der Jury auszeichnungswürdig.
Auffallend ist die Auswahl sehr vieler Kunstbände, bei denen moderne ausländische Künstler sehr stark vertreten sind, aber leider auch wieder langweilige bibliographische und typographische Schriften sowie Gesamtausgaben der Klassiker.
Durchaus findet sich auch Überraschendes wie das „Sittenstrafrecht im Umbruch” (sic).
Aber ob die Ausgabe der “Frösche” von Aristophanes in Form einer Kassette, in der lose Blätter liegen, die abwechselnd mit Text und Zeichnungen bedruckt sind (Auflage: 120 Exemplare; Preis: 6800,- DM) noch als Buch bezeichnet werden kann, ist doch sehr fragwürdig. Noch zweifelhafter ist, welche Vorbildfunktion für den Buchmarkt hier von der Jury erkannt werden will. Dieses Thema wird uns in den Folgejahren noch häufiger beschäftigen.
50 Jahre Bauhaus. Ausstellung 5. Mai bis 28. Juli 1968. Württembergischer Kunstverein Stuttgart.
Die Bauhaus-Ausstellung in Stuttgart war gigantomanisch. Über viele Hallen verteilt wurden alle Abteilungen umfassend nach einem gut durchdachten Plan dokumentiert. Der Katalog beinhaltet 1669 Abbildungen und damit waren nicht mal alle Exponate erfasst. Viele Abbildungen sind natürlich klein, aber man musste Kompromisse machen. Die Reproduktionsqualität ist durchgängig sehr gut.
Man sieht, wie vielfältig das Bauhaus tatsächlich war (es ging bis zur Gestaltung von Textilien), wie total (totalitär?) der Gestaltungsanspruch aber auch war.
Der Katalog, gestaltet vom Bauhaus-Künstler Herbert Bayer, ist passend zu seinem Sujet quadratisch und bis ins letzte Detail durchdacht. Die Texte sind konsequent in Kleinschreibung und natürlich in einer Groteskschrift, der Helvetica, gesetzt.
Juergen Seuss / Gerold Dommermuth / Hans Maier:
London Scene
Das Buch ist eine teilweise wilde Materialsammlung mit einem einleitenden Essay.
Die „Swinging Sixties” gehen hier dem Ende entgegen und man bekommt atmosphärisch schon eine Vorstellung davon, wie die 60er in Drogen und Gewalt auseinander fallen werden.
Hauptsächlich geht es um die Rebellion von Teilen der großstädtischen Mittelschichtjugend gegen die Gesellschaft bzw. ihre Eltern, bezeichnet als Hippie-Bewegung oder "Underground".
Bild und Text ähneln sehr stark den Sendungen des Beat Club in derselben Zeit. Blaupause von „London Scene” ist der 1965 ebenfalls bei der Büchergilde und vom selben Autorenteam verfasste Band "Liverpool", erreicht aber nicht dessen Tiefe und Konsistenz.
Die Fotos sind von wechselhafter Qualität. Vieles ist "quick and dirty", teils auch von brutaler technischer Güte. Angaben über die Fotografen und die eingesetzte Technik werden nicht gemacht.
Leider konnte man im Textteil nicht von dem eng gedrängten Blocksatz lassen.
Constantin Jelenski: Leonor Fini
Der voluminöse Band stellt Ausschnitte aus dem bis dahin entstandene Œuvre der italienisch-französischen Malerin vor. Der Stil der Leonor Fini (1908–1996) ließ sich in den 60ern zwischen Surrealismus, Existentialismus und Hippie-Poesie einordnen. Viele Bilder haben starke erotische Aussagen.
Leonor Fini hielt nichts von Heiraten und einer monogamen Beziehung. Sie lebte in einer Kommune mit bis zu vier Männern zusammen. Einer ihrer Liebhaber schrieb das (zu groß gesetzte) Vorwort des Buches, vielleicht der einzige Kritikpunkt an der Veröffentlichung, da eine neutrale Sichtweise hier nicht vorausgesetzt werden kann, was der Text eindrucksvoll bestätigt.
105 zumeist farbige Kunstdrucktafeln in ganz hervorragender Produktion wurden in das Buch eingehängt, ein sehr aufwendiges Verfahren, weiterhin gibt es viele Tuschezeichnungen.
Der Band setzte Maßstäbe und kostete damals sehr teure DM 95. Insgesamt 2000 Exemplare wurden vom Josef Keller Verlag gedruckt (Abbildung). Eine Lizenzausgabe erschien bei der Büchergilde Gutenberg, welche 1973 eine 2. Auflage herausbrachte.
Der Schutzumschlag zeigt gegenüber anderen Beispielen aus diesem Jahr das, was er zeigen soll: den Inhalt, nämlich die Malerin selbst und dies in einem ihr typischen Stil.
Roy McMullen / Izis Bidermanas: Marc Chagalls Welt
Was für ein tolles Buch! Das, was diese Edition von anderen Kunstbänden unterscheidet, ist die über viele Jahre entstandene, von Izis Bidermanas (1911–1980) erstellte, umfangreiche Fotodokumentation vom Leben des Künstlers. Marc Chagall (1887–1985) beim Arbeiten, beim Spaziergang, im Dorf beim Einkaufen, im Café. Dadurch wird aus diesem Band ein einzigartiges Dokument.
Hinzu kommen die sehr verständlichen Erklärungen seiner Werke.
„Marc Chagalls Welt” hat durchweg eine sehr gute bis hervorragende Abbildungsqualität, ob Fotos, ob Schwarz-Weiß- oder Farbreproduktionen der Werke.
Aber sollte eigentlich in einem Wettbewerb der schönsten deutschen Bücher eine deutsche Lizenzausgabe einer englischen Veröffentlichung, in Lausanne gedruckt, ausgezeichnet werden?
Enzo Muzii: Sehen und sichtbar machen
Enzo Muzii (1926–2014) war ein italienischer Regisseur und Fotograf, hauptsächlich bekannt durch seine Arbeiten für das Fernsehen.
“Sehen und sichtbar machen” ist ein Fototagebuch mit allerlei mehr oder weniger erhellenden Betrachtungen über das Wesen der Fotografie als Kunstform. Am gelungensten sind (da wo Muzii das Prinzip der Serie nicht überzieht) die Frauenportraits in Farbe und schwarz-weiß, in teilweise hinreißender Schönheit. Man sieht, oft abweichend vom damaligen Schönheitsideal, sehr charakterstarke Frauen, Amerikanerinnen und Italienerinnen, in einem perfekten Bildaufbau. Eindrucksvoll auch die Kinder- und Altenportraits.
Das hässliche Bild auf dem Schutzumschlag widerspricht den Auswahlprinzipien der Jury, die eine Stimmigkeit von Umschlag und Inhalt vorsehen, genauso wie der in poppigen Farben gehaltene Einband samt Vor- und Nachsatz. Das farbig verpixelte Gesicht mit dem abgeschnittenen Kinn findet keinerlei Entsprechung im Inhalt. Ein Rätsel, was den Verlag dazu getrieben hat. Warum nicht die wundervollen Portraits 27 oder 41 oder vier Bilder aus der Serie von der Schauspielerin Annamaria Guarnieri?
Das ungewöhnliche Layout ist hingegen sehr gelungen.
Der Wettbewerb in der DDR
Die schönsten Bücher der DDR 1968
Das Auswahlheft erscheint nun sogar viersprachig, vermutlich in der Vorbereitung der „Internationalen Buchkunst-Ausstellung” 1971 in Leipzig – dafür wird auf viel ideologischen Ballast verzichtet.
Weiterhin gibt es noch eine grundlegende Änderung: es werden leider nicht mehr alle ausgewählten Bände besprochen, sondern nur einige Titel im Bericht der Jury erwähnt oder besonders herausgestellt.
Ausführlicher als sonst seien die Beratungen der Vorjury gewesen, die eine Vorauswahl traf. Die Beratungen der Hauptjury waren wieder öffentlich und Vertreter aus vielen „sozialistischen Bruderstaaten”, also keine aus dem Westen, nahmen an ihnen teil.
49 von 221 eingereichten Büchern wurden ausgezeichnet. Erstmals wurden auch Geldpreise vergeben. 10 Titel kamen in den Genuss von insgesamt erklecklichen 15 000 Mark.
Als Ziel des Wettbewerbes werden Bücher „in einer zweckmäßigen und zugleich ästhetisch schönen Form” genannt – der „gesellschaftliche Wert” kommt hier nicht mehr vor.
Dafür ist man aber bei den Gestaltungsprinzipen weiterhin sehr konservativ. So sieht sich die DDR-Jury veranlasst, „bestimmte ‘Farbspielereien’, Einsatz der Farbe um eines wenig überzeugenden Effektes willen, zu kritisieren” ( S. 11).
Roger Rössing: Kinderbilder
Roger Rössing und seine Frau gehörten zu den profiliertesten Fotografen der DDR. Roger war einst auch Mitglied der von der SED als subversiv angesehenen und aufgelösten Gruppe „action fotografie”.
Rössing blieb in seinem Stil immer konventionell, dies aber wahrhaft meisterlich. Sieht man sich die ganze Kollektion der Bilder an, erkennt man, was Rössing konnte. Die Fotos sind perfekt, aber trotzdem leicht und locker, oft auch wie zufällig aussehend. Aber wie viel Erfahrung gehörte dazu, wie viel technisches Können.
Roger Rössing erklärte auch sehr gut und verständlich. Natürlich ist alles auf analoges Klein- und Mittelformat bezogen. Das meiste lässt sich dennoch auf die digitale Fotografie übertragen.
Der Fotokino Verlag wählte ein wunderbar helles, genau passendes Layout, leistete sich aber einen Lapsus beim Umschlag. Eines der wenigen Farbfotos des Bandes (auch eines derjenigen, die nicht vom Autor oder seiner Frau Renate stammten), musste als Titelbild herhalten. Fürwahr das schlechteste Bild im gesamten Buch. Grobes Korn, ja! Aber es dürfen sich doch nicht schmutzige Schlieren über die Hautpartien ziehen. Noch übler sieht das Bild im Innenteil aus.
Hans Christian Andersen / Eva Johanna Rubin:
Der Schweinehirt
In der Verwandlungsgeschichte wird die Hoffart einer schönen Prinzessin enthüllt – ein typisches Andersen-Märchen.
Eva Johanna Rubin (1925–2001) war eine der bekanntesten Kinderbuch-Illustratorinnen der DDR. Das Titelbild ist typisch für ihren reduzierten, sehr traditioneller Stil, den die DDR-Verlage wohl für “kindgerecht” hielten.
Zum Vergleich eine Illustration der schottischen Künstlerin Anne Anderson (1874–1952),
mit viel mehr Tiefe und Ausdruck.
Ein Blick nach Österreich
Die schönsten Bücher Österreichs 1968
Man hat so das Gefühl, dass Österreich in den Jahren 1967 und 1968 endgültig der Durchbruch in die Moderne gelang, wahrscheinlich nicht nur was den Buchmarkt betraf, aber hier sehr gut abzulesen.
Im Wettbewerb der “schönsten Bücher” spielte Österreich vor allem seine Trumpfkarte der “Wiener Schule des magischen Realismus” aus. Schon in den beiden Jahren zuvor war auch Ernst Fuchs ausgezeichnet worden war.
1968 teilten sich Wolfgang Hutter und Anton Lehmden den “I. Staatspreis” des Ministeriums.
Anton Lehmden: Weltlandschaften:
Was Anton Lehmden (*1929) zeigt, ist Apokalypse in allen möglichen Variationen. Mörderische Natur, Krieg, Weltuntergang. Damit passen die Gemälde in den Zeitgeist, der auch Angst vor Krieg und Umweltkatastrophen hervorbrachte.
Bei aller Qualität der Werke, die der Wiener Schule des Phantastischen Realismus zuzuordnen sind, ist dennoch verblüffend, wie man mit diesen Bildern so wohlhabend werden kann, dass sich ein riesiges Schloss im Burgenland erwerben lässt.
Das vorzüglich ausgestattete, großformatige Buch beinhaltet sehr gute Reproduktionen. Leider wurde auf doppelseitige Abbildungen verzichtet. Bei den detailreichen Bilden wäre dies lohnend gewesen. Vielleicht war es aber zu dieser Zeit technisch bzw. kostenmäßig noch nicht möglich. Stattdessen werden viele Detailansichten geboten.
Der Residenz Verlag Salzburg machte zu dieser Zeit in Österreich ganz einfach die schönsten Bücher. Bei diesem Werk waren dafür die Buchgestalter Friedrich Sochor und Walter Pichler verantwortlich.
...was macht die Schweiz?
Die schönsten Schweizer Bücher 1968
Beim Auswahlheft der Schweiz fällt wohltuend die Gestaltung des Einbandes auf. Wie leicht es doch gelingen kann, das auszudrücken, worauf es ankommt.
Der Katalog ist natürlich dreisprachig, wobei Deutsch immer die erste Sprache ist. Auch bei den ausgezeichneten Büchern machen deutschsprachige Werke den Löwenanteil aus. In anderen Jahren ist der französischsprachige Anteil allerdings stärker als 1968.
Toll ist jedenfalls, dass man über den Schweizer Buchmarkt auch den Zugang zur italienischen und französischen Kultur hat.
Das Vorwort ist ähnlich knapp wie in Österreich. Fritz Hess vom Schweizerischen Buchhändler- und Verleger-Verein (interessant diese Kombination der Branchenverbände) stellt kurz die Regeln vor. Dass es gar nicht um den Inhalt, sondern nur um die Gestaltung gehe, kann man jedoch getrost vergessen. Schon aufgrund der Tatsache, dass „illustrierte Werke und Kunstbücher” fast die Hälfte der prämierten Werke ausmachten.
28 Preisträger von 219 eingereichten Büchern lassen auf einen gut und breit entwickelten Buchmarkt schließen. Im Verhältnis zur Bevölkerungsanzahl ist es sogar mit Abstand die Spitzenposition bei den vier verglichenen Staaten.
Inhaltlich ist es eine frische, ja aufregende Mischung von Tradition und Moderne. Das Layout des Heftes ist schön und übersichtlich. Am Schluss kommt Werbung (worauf die anderen drei Länder verzichten).
Gut ist, dass jedes ausgewählte Buch kurz kommentiert wird – nachdem die DDR dies einstellte, leider jetzt nur noch in der Schweiz.
Es gab mehrere Doppelnennungen zum westdeutschen Wettbewerb.
34e Biennale Venise 1968
Fritz Glarner Hans Aeschbacher
Fritz Glarner (1899–1972) und Hans Aeschbacher (1906–1980) waren zwei der bedeutendsten Künstler der Schweiz des 20. Jahrhunderts. Sie vertraten ihr Heimatland bei der zweijährigen (Biennale) Kunstausstellung in Venedig im Jahr 1968. Beide waren unter anderem auch auf der Kasseler documenta vertreten.
Den Maler Fritz Glarner kann man der Gruppe “De Stijl” um Piet Mondrian sowie dem Bauhaus zuordnen. Seine Arbeiten sind aus heutiger Sicht (2017) deutlich zeitgeprägt. Die monumentalen Skulpturen von Hans Aeschbacher, sich während seiner Schaffensperiode vom Gegenständlichen zum Abstrakten hinbewegend, haben hingegen nichts von ihrer Wucht und ihrem Eindruck verloren.
Ausgezeichnet wurde hier eine überwiegend in Schwarz-Weiß gehaltene englische Broschur mit flexiblem Einband, sehr hübsch, sehr modern.
Ben Nicholson (1894–1982)
war einer der bekanntesten englischen Künstler des 20. Jh.
Am besten und individuellsten waren seine vom Kubismus inspirierten Reliefs. Aber auch die frühen gegenständlichen Arbeiten sind sehr eindrucksvoll.
Foto: Paolo Monti
Ben Nicholson lebte in den 60ern und 70ern in der Schweiz, wo er auch einige Ausstellungen hatte. Das prämierte Buch beruht auf der Grundlage einer Werkschau in der Galerie Beyeler, Basel, die es in ihren Editions Beyeler auch verlegte.
Das Buch ist handwerklich vorbildlich gemacht. Schweres, edles Papier, zahlreiche montierte Farbreproduktionen, heller Leineneinband mit Schriftzug, genau passender (weil typischer) Schutzumschlag, nicht zu ausführlicher Begleittext.
Max Bolliger, René Villiger: Alois
Simple, aber ungemein effektvoll erzählte und pädagogisch wertvolle Geschichte über einen jungen, ungestümen Stier.
Seine eigentliche Wirkung entfaltet das Buch durch die kraftvollen, meisterlichen, teils über zwei Querseiten gehenden, panorama-artigen Bilder von René Villiger. „Alois” war eines der ersten Bilderbücher für Kinder, deren Illustrationen „erwachsene” künstlerische Maßstäbe erfüllten. Obwohl es auch in der Bundesrepublik aufgelegt wurde, wurde es dort unverständlicherweise nicht ausgezeichnet, vielleicht weil es nicht eingereicht worden war.
Max Bolliger (1929–2013) war einer der bekanntesten Kinderbuchautoren der Schweiz und
René Villiger (1931–2010) gehörte zu den populärsten Grafikern und Malern der Schweiz.
Wie malt man einen traurigen Stier? René Villiger kann es.
Hochgeladen am 27. Mai 2017; zuletzt aktualisiert am 27. Juli 2023.
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